Johann Stephan Schütze ist in Olvenstedt geboren und gehörte später als Dichter in Kreis um Goethe. Heinrich Kleist schreibt als Zeitgenosse über Stephan Schütze.
Lebenslauf
1771 – 1794 | Kindheit und Jugendjahre |
01. November 1771 | Als 2. Kind des Bauern Johann Schütze in Olvenstedt geboren. Besuch der Dorfschule bis zum 12. Lebensjahr. Auffallende literarische Begabung schon als Neunjähriger (Prosastücke, Scherzgedichte, Predigten). |
ab April 1784 | Besuch der Domschule in Magdeburg. Trotz sehr guter Noten muss er ein Jahr später die Schule verlassen um … |
ab Juli 1785 | … eine kaufmännische Ausbildung im Handelshaus seines Onkels Christian Schütze am Breiten Weg zu beginnen. Auch die einjährige Ausbildung an der Handlungsschule beendete er 1786 mit einem guten Examen. Aber sein ständiger Wunsch, weiter studieren zu dürfen, erfüllte sich erst … |
ab Oktober 1789 | … Als er nunmehr 18-jährig, die berühmte Kloster Berge Schule auf Kosten des vermögenden Onkels besuchen kann. Die Familie erwartet ein Theologiestudium. In der Kloster Berge Schule entsteht eine lebensprägende Freundschaft mit Carl von Jariges (1771 – 1826) der Schützes literarische Arbeiten, die trotz ernsthafter Zuwendung zur Theologieausbildung nie aufgehört hatten, unterstütz und fördert (Ausleihe von Büchern, Bildung durch Theater und Reisen, literarische Abende). In dieser Schulzeit entstehen viele Gedichte, die vertont werden, ebenso viele Skizzen zum ersten großen Werk „Theorie des Reims“ (erschienen 1802) |
April 1794 | Abitur in Kloster Berge als 23-jähriger |
1794 – 1804 | Studienzeit, Hauslehrer- und Hofmeistertätigkeit |
Mai 1794 – April 1795 |
Theologiestudium in Erlangen |
Mai 1795 – August 1797 |
Fortsetzung des Theologiestudiums an der Friedrich-Universität in Halle/Saale. Es endet mit dem Examen im August 1797. Die Suche nach einer Pfarrstelle bleibt vergeblich, deshalb ist Stephan Schütze, immer noch finanziell vom Onkel abhängig. |
1798 – 1804 | Hauslehrer beim Oberamtmann Lamprecht in Sommerschenburg, … |
danach bis 1804 | … später Hofmeister beim Sohn des Barons von Putlitz, den er ab April 1800 an die Kloster Berge Schule begleitet. So beginnt ein zweiter Aufenthalt dort und wieder entstehen viele Aufsätze, Gedichte u. a. Werke, die zum Teil veröffentlicht werden. Seine inständigen Bitten und wohl auch die literarischen Leistungen überzeugen den Onkel, ihm nach seiner Hofmeisterzeit ein Leben durch jährliche Unterstützung mit 600 Taler als freier Dichter zu ermöglichen. Mit der Übersiedlung nach Weimar beginnt Schütze als 33-jähriger das Leben als freischaffender Dichter, wie er es sich von Kindheit an gewünscht hatte. |
1804 – 1839 | Leben als Redakteur, Herausgeber, Kritiker und Dichter im Weimar der Goethezeit |
1804 – 1806 | Nach seiner Ankunft in Weimar wurde Christoph Martin Wieland sein Lehrer und Förderer … |
ab 1806 | … fand er Zugang zu den literarischen Salons der Weimarer Gesellschaft, vor allem bei der Hofrätin und Schriftstellerin Johanna Schopenhauer ist er regelmäßiger Gast. Steigende Anerkennung fand er als Redakteur bei den damals viel gelesenen Journalen |
ab 1811 | Herausgeber von „Taschenbuch der Liebe und Freundschaft gewidmet“, durch eigene Theaterstücke und vor allem durch seine oft vertonten Gedichte. |
1814 | Heirat mit der Witwe eines Freundes, die zu den gebildeten Weimarer Hofkreisen gehörte. Er erwarb ein Haus und führte ein streng geregeltes Leben als wohlhabender Mann und anerkannter Schriftsteller, der auch von Goethe geschätzt wurde. |
1826 | Geburt des Sohnes Richard – Weitere Lebensdaten von ihm sind nicht bekannt. |
1835 | Ernennung zum Hofrat. Schütze war Briefpartner von E.T.A. Hoffmann, Ludwig Tieck, Friedrich von Müller, Jean Paul und anderen berühmten Männern seiner Zeit. In den Memoiren des 19. Jahrhunderts wurde er oft erwähnt. In den letzten Lebensjahren sehr produktiv, schrieb er u. a. … |
1834 | … seine Lebensgeschichte über Kindheit und Jugend.
Er gehörte zum 1. Goetheverein und blieb bis zu seinem Tod ein angesehener Weimarer Bürger. |
19. März. 1839 | Johann Stephan Schütze stirbt in Weimar. Sein Grab befindet sich auf dem Historischen Friedhof in Weimar. |
Straßennamen nach Schütze
In diesem Artikel, aus der „Magdeburger Zeitung“ vom 17.06.1982, geht es nach der Eingemeindung von Olvenstedt nach Magdeburg um die Neu-Festlegung der Straßennamen. Man nennt Johann Stephan Schütze zu Ehren auch einige Straßen und Plätze nach ihm.
Aus der Chronik der Elbestadt
Magdeburger (23) Straßennamen
Aus Archiv rausgesucht und aufgeschrieben von Ingelore Buchholz
Am 1. April 1979 wurde die Gemeinde Olvenstedt der Stadt Magdeburg eingegliedert. Das Entstehen des Experimentalwohnkomplexes zwischen Magdeburg und Olvenstedt machte diese Maßnahme erforderlich. Olvenstedt gehört zur Stadtrandzone von Magdeburg, es reicht an der Olvenstedter Chaussee bis in die Stadt heran. Zwischen dem Magdeburger Stadtzentrum und Olvenstedt liegen lediglich fünf Kilometer.
Olvenstedt gehört zu den Orten in der unmittelbaren Umgebung, die schon sehr frühzeitig besiedelt waren. Erste Erwähnungen des Ortes findet man schon in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts (zwischen 826 und 853). Im 10. Jahrhundert taucht bereits der Name.
Osolfstidi auf. Otto I. überließ den Zehnten von Osolfstidi dem von ihm gegründeten Moritzkloster in Magdeburg, nachdem er ihn zuvor vom Bischof von Halberstadt erworben hatte. Bis 1810 gehörte das Dorf zum Magdeburger Domkapitel, dem es 1349 Erzbischof Otto verkauft hatte. Olvenstedt kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die eng mit der Stadt Magdeburg verbunden war.
Als Olvenstedt 1979 in die Stadt Magdeburg eingemeindet wurde, bedurfte es vieler kommunalpolitischer Aktivitäten. So machte sich auch die Umbenennung einiger Straßen erforderlich. Es gab nämlich in Olvenstedt einige Straßennamen, die in Magdeburg ebenfalls existierten. Um Irrtümer zu vermeiden, die sich daraus ergeben könnten, waren Umbenennungen nötig. – Was lag näher, als bei der Namensfindung einen Griff in die Geschichte des Ortes zu tun?
Einige dieser neu benannten Straßen sollen an dieser Stelle vorgestellt werden.
Die Karl-Marx-Straße in Olvenstedt mußte einen Namen erhalten. Es wurde der Name Ostendorfer Straße gewählt. Bei gab es früher einen Ort Ostendorf. Dieser Ort wurde im Mittelalter von seinen Bewohnern verlassen und wurde „wüst“, wie auch die Orte Lebersdorf, Plachwitz und Wisningen. Die heutige Ostendorfer Straße führt in die Richtung, in der der Ort einst gelegen haben soll.
Ein historischer Bezug spielte auch bei der Benennung der ehemaligen Mittagstraße eine Rolle. Sie erhielt den Namen Osolfstraße. Dieser Name wird aus dem Ursprung des Namens Olvenstedt abgeleitet.
Auch die Kirchstraße mußte einen neuen Namen erhalten. Von Bürgern der ehemaligen Gemeinde wurde der Name Stephan Schütze vorgeschlagen. Stephan Schütze ist ein Sohn Olvenstedts, der am 1. November 1771 hier geboren wurde. Er entstammte einer wohlhabenden Bauernfamilie, die ursprünglich in Schnarsleben ansässig war, besuchte in Magdeburg die Domschule und studierte später Theologie an der Universität Erlangen. Einige Zeit arbeitete er in Magdeburg als Hauslehrer. In seinen Mußestunden beschäftigte er sich mit der Schriftstellerei. 1804 übersiedelte er nach Weimar, wo er sich als Journalist und Theaterkritiker betätigte. Am 12. November 1806 lernte er Goethe kennen, den er durch ein geistreiches Gespräch für sich gewonnen haben soll. Seit diesem Zeitpunkt stand er mit Goethe in dauernder Verbindung. Er gehörte zum Goethekreis. Zuletzt war er Hofrat und verkehrte viel im Haus der Frau Schopenhauer. Er war in Weimar ein stadtbekanntes Original.
Im März 1839 starb er im Alter von 68 Jahren in Weimar. Bekannt war Schütze weniger wegen seiner Dichtungen als vielmehr wegen theoretischen Werken zur Schriftstellerei. Im Schriftstellerlexikon wird man den Namen Schütze aber vergeblich suchen.