Von Rotraud Tönnies
Ein altes Dorf und ein junger Stadtteil Magdeburgs – das ist Olvenstedt. Die Lebensbereiche können wohl verschiedener nicht sein, doch gerade darin liegt das Interessante und wohl auch die Herausforderung, sich zum gegenseitigen Nutzen kennen zu lernen. Informationen und kleine Ausflüge in die Vergangenheit sollen an dieser Stelle dazu beitragen.
Ein Alter von mehr als tausend Jahren ist für das alte Dorf nachweisbar. Die Jahreszahl 965 kehrt in Chroniken, allen Aufzeichnungen und Quellenangaben immer wieder. Sie ist in einer Schenkungsurkunde Otto I. zu finden. Mit ihr wird festgeschrieben, dass der Zehnte – zur damaligen Zeit eine jährliche Abgabe höriger Bauern an die Geistlichkeit – von den Dörfern Osolfstidi (Olvenstedt), Juandorp (Ebendorf) und Nortammunerslcve (Großammensleben) an das Magdeburger Moritzkloster zu entrichten sei. Kaiser Otto I. hatte damit dem Wunsche seiner Gemahlin Editha entsprochen, dem von ihm 937 gestifteten Mönchskloster, das nach dem Mauritius genannt wurde, Unterstützung zu geben.
Erst ab dieser Zeit gibt es eindeutig belegbare Beweise in Form von Urkunden und Schriftstücken für die Existenz des heutigen Olvenstedt. über die Bedeutung und Herkunft des Namens Osulfstidi wurde intensiv gestritten, bis man sich auf alt- und mitteldeutsche Wortwurzeln einigte, die auf den heidnischen Glauben zurückführen:
Os = Osen – die Asen, die im germanischen Glauben einem Geschlecht von Halbgöttern entsprachen.
Olf = Ulf steht für Wolf und
stidi bezeichnet eine Stätte.
So findet auch das Olvenstedter Wappen seine Erklärung – den Asenwolf in Rot-Weiß.
Archäologische Funde wie das Angelhoch-Grab, das sich in der Olvenstedter Gemarkung in der Nähe der Autobahn A2/ Brücke nach Ebendorf befand, weist auf die sehr frühe Besiedlung schon in der Jungsteinzeit hin. Der Römer Tacitus berichtete bereits um 80-90 n. Chr. über unseren Landstrich und rühmte die damals hier lebenden Langobarden. Im 2. Jahrhundert gibt es Kunde von Angeln und Warnen durch den Astronomen Ptolemäus aus Alexandrien. Diese Stämme hatten sich zwischen Altmark und Thüringen ausgedehnt und sollen wahrscheinlich die ersten Dorfgründungen betrieben habe.
Die für thüringische Siedlungen typische Form zeigt eine Aufteilung der Quartiere. Die Haufenförmig angeordnete Häusergruppen, die durch winklige, enge Gassen verbunden sind, liegen in der Nähe von fließendem Wasser. Diese charakteristischen Merkmale finden sich in der alten Ortslage von Olvenstedt und führten in den letzten Jahren zu besonderer Aufmerksamkeit seitens der Denkmalschützer, um dieser Eigentümlichkeit durch sinnvolle Erhaltung und Gestaltung zu entsprechen.